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Ganes – Ladinische Songwriterinnen – Elektroakustische Popsongs

30. September 2011 20:00
Veranstaltungs-Nr.: 07
Ort: Bürgersaal
Luitpoldstraße 21
Helmbrechts, 95233 Deutschland

mai guai

Drei Ladinerinnen aus La Val sind in der globalen Metropole angekommen: Auf seinem zweiten Album ‚mai guai‘ befeuert das Songwriterinnen-Trio Ganes seine gewagten Träume mit den urbanen Beats einer nachtaktiven Generation. Selten sind sich Tradition und Moderne auf so aufregende Weise begegnet wie in den elf neuen Liedern der Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen und ihrer Cousine Maria Moling. Ihre Stimmen sind klar wie die Luft im Hochgebirge. Ihre Melodien künden von einer universellen Sehnsucht nach Geborgenheit und Überschwang zugleich. Ihre einfühlsamen ladinischen Texte erzählen vom Zusammenrücken und vom Auseinanderdriften in einer unübersichtlichen Welt. Die ambitionierten Soundkleider von „mai guai“ aber transferieren die Identitäten dreier selbstbewusster junger Frauen auf den kosmopolitischen Tanzboden einer außergewöhnlichen Nacht.

Nach wie vor dominieren die ureigensten Instrumente ernstzunehmenden Songwritings die hoch emotionalen Lieder von Ganes. Aber die Gitarre mit Stahlsaiten, die sommerlichen Geigen und das Allwetterpiano werden auf „mai guai“ (was übersetzt „Nie Schwierigkeiten“ bedeutet) von behutsam eingesetzter Elektronik angetrieben, die der Band eine starke Verbündete geworden ist. Das Ganes-Gefühl hat einen exklusiven Motor bekommen, der auch auf den verschlungensten Klangserpentinen einen klaren Kurs hält. So klingt intelligentes Songwriting an der Schwelle zum ewigen Sommer: Zart und doch zupackend, mal melancholisch und mal manisch, verführerisch luftig oft, hymnisch zuweilen und dann auch wieder getränkt von der Schwere eines unfreiwilligen Abschieds vor der Zeit. Die neuen Ganes klingen mehr denn je, wie das Leben selbst klingt.

Die elektroakustischen Eruptionen auf „mai guai“ haben die Bandbreite der Emotionen im Vergleich zum Ganes-Debütalbum „rai de soredl“ noch ausgedehnt. Oft sind es feine Nuancen, die im flirrenden Schwebezustand multikultureller Transitbereiche eine rauschhafte Sommernacht in einen bedrückenden Wüstentrip verwandeln und umgekehrt. Die Vollblutmusikerinnen, die sich nach den gar nicht so ungefährlichen Fabelwesen ihrer Heimat Ganes genannt haben, beherrschen das Spiel mit diesen Nuancen wie nur wenige Künstler ihrer Generation. Seit die beiden Schwestern und ihre Cousine im Jahr 2007 als Sängerinnen, Geigerinnen und Percussionistinnen auf Hubert von Goiserns legendärem Konzertschiff auch musikalisch zueinander gefunden haben, haben sie sich live und im Studio stetig weiterentwickelt. Heute gelingt es ihnen, Computerbeats stringent mit hitziger Schweißpercussion zu verschmelzen, Geigen mit Stimmen, und die Ausgelassenheit eines schwerelosen Moments mit der Erfahrung langer musikakademischer Studien – die die jungen Frauen bei Bedarf auch gerne komplett über Bord werfen.

Genauso verfahren Ganes übrigens auch mit ihrer neu entdeckten Elektronik – wenn Ihnen danach ist. Sobald die drei Lotsinnen einer wahrhaft globalen Weltmusik der Meinung sind, dass der exklusive Motor hie und da hinderlich wäre, schalten sie ihn einfach aus, weil mitunter ein Klavier, ein Flügelhorn und drei unverwechselbar ausdrucksstarke Stimmen genügen, um zu sagen, was zu sagen ist. So leidenschaftlich sich Ganes ihres neuen Sounds bedienen, so konsequent ist zuweilen ihr Verzicht. „Wir wissen jetzt ganz genau, wie wir klingen wollen“, sagen die Songwriterinnen, die dem Leben auf „mai guai“ noch entschiedener, noch lustvoller, aber auch noch schonungsloser zu Leibe rücken, als auf ihrem Debütalbum. Wer ihnen zuhört, ahnt, wie viele Schmerzen nötig waren – aber auch wie viel ungezügelte Freude -, um diesem Wissen seine hinreißend einnehmende Form zu geben.