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I Do! I Do! – Theater Hof zu Gast in Helmbrechts – Musical

12. Oktober 2011 20:00
Veranstaltungs-Nr.: 10
Ort: Bürgersaal
Luitpoldstraße 21
Helmbrechts, 95233 Deutschland

Der Untertitel „Ein musikalisches Himmelbett“ kommt nicht von ungefähr. Denn in dem Musical „I Do! I Do!“ begleiten die Zuschauer ein Ehepaar über 50 gemeinsame Ehejahre – und sind dabei stets zu Gast in deren Schlafzimmer, wo sich die gesamte Handlung abspielt. Das Stück basiert auf einem Schauspiel mit dem bezeichnenden Titel „Bed Posters“ (Bettpfosten), das 1951 am New Yorker Broadway uraufgeführt und mit dem Tony Award ausgezeichnet wurde. Von der Hochzeitsnacht übers Kinderkriegen, Wohlstandswachstum, Berufserfolg, Ehekrise und Silberhochzeit bis zum Auszug im hohen Alter geht die musikalische Reise. Das Regie-Konzept von Thomas Schmidt-Ehrenberg, sonst Musikdramaturg des Theaters, lässt berührenden Momenten ebenso wie Komik ihren Raum. Gleichzeitig hat das Stück ein großes Identifikationspotential, denn mancher Zuschauer wird in dieser Ehegeschichte eigene Erlebnisse wieder erkennen. Die Gesangsnummern werden durch gesprochene Dialoge verbunden, begleitet von einer Liveband, bestehend aus Stefan Engels (Bass), Neuner (Saxophone bzw. Klarinette), Philomene Tsoungui (Schlagzeug) und Roland Vieweg, 2. Kapellmeister am Theater Hof, Klavier und musikalische Gesamtleitung. Es singen Stefanie Rhaue und Thilo Andersson.

Als das Stück 1966 in New York uraufgeführt wurde, war es das erste Zwei-Personen-Musical überhaupt, das es auf den Broadway geschafft hatte. Es basiert auf dem Schauspiel Das Himmelbett von Jan de Hartog, das bereits sehr erfolgreich in New York gelaufen war. Harvey Schmidt (Musik) und Tom Jones (Text) machten daraus ein Musical. Sie ergänzten weder Chor noch Nebenrollen und erhielten behutsam den Kammerspielcharakter. Die Intimität des Originals blieb gewahrt.

Musical von Harvey Schmidt. Buch und Texte von Tom Jones. Musikalische Leitung: Roland Vieweg – Inszenierung: Thomas Schmidt-Ehrenberg . Ausstattung: Anton Lukas – Choreographie: Barbara Buser . Agnes: Stefanie Rhaue – Michael: Thilo Andersson

Erzählt wird die Geschichte von Agnes und Michael. Wir begleiten sie von ihrem Ja-Wort („I do!“) bis zum Auszug aus ihrem Haus fünfzig Jahre später. Dazwischen erleben wir das Auf und Ab eines Ehelebens. Agnes wird schwanger, und Michael muss lernen, dass er nun ihre Zuneigung teilen muss. Die bisweilen panische Angst, seine Familie nicht ernähren zu können, macht aus ihm einen erfolgreichen Autor von Liebesromanen. Immer wieder gibt es Anlass zu Streit – eine typische Ehe eben. Mal geht es um Kleinigkeiten, mal um Grundsätzliches: Ihn stören die spielenden Kinder beim Schreiben, sie kämpft um Beachtung, wenn er den Partylöwen gibt – er grunzt im Schlaf, sie kommt überall zu spät. Als Michael durch seinen beruflichen Erfolg zunehmend von sich eingenommen ist, kommt es zu einer großen Krise in der Beziehung. Agnes will sich mit einer Nebenrolle in seinem Leben nicht abfinden und auch seine Seitensprünge nicht einfach so hinnehmen. Doch die beiden versöhnen sich wieder und entdecken ihre Liebe neu.

Als Sohn und Tochter erwachsen sind und das Elternhaus verlassen, fällt Agnes in ein Loch. Sie fühlt sich nicht mehr gebraucht. Statt der erträumten Zukunft frei von Verantwortung mit Raum für Reisen und Abenteuer sieht sie nur noch Leere. Doch Michael spürt, dass es Agnes nicht gut geht: Er braucht sie!

Theaterzeitung Jan-Febr. 2011, Seite 2 – Musiktheater (aktuell im Spielplan)

50 Ehejahre als musikalisches Himmelbett

Theaterzeitung traf Thomas Schmidt-Ehrenberg, Regisseur des Studio-Musicals „I Do! I Do!“ und seinen Bühnenbildner Anton Lukas zum Interview.

Theaterzeitung: Herr Schmidt-Ehrenberg, als Dramaturg sind Sie auch an der Spielplangestaltung beteiligt, bzw. an der Auswahl der Stücke. Haben Sie sich für „I Do! I Do!“ ausgesprochen, weil Sie es gerne inszenieren wollten?

TSE: Ich wirke zwar an der Spielplangestaltung mit. Aber an der Auswahl des Studiostückes war ich nun gerade nicht beteiligt. Als „I Do! I Do!“ dann allerdings feststand, habe ich mich bei Herrn Drechsel um die Regie dafür beworben. Es ist ja nicht unüblich, dass Dramaturgen auch inszenieren.

Theaterzeitung: Ist diese Inszenierung Ihr Regiedebut? Wie verbinden Sie denn Ihre Aufgaben als Dramaturg und Regisseur?

TSE: Meine erste Regiearbeit ist es nicht, aber in gewisser Weise schon ein Debut. Ich inszeniere zum ersten Mal an einem Stadttheater mit dem entsprechenden Apparat im Hintergrund, also den verschiedenen Fachabteilungen wie Kostüm und Maske etc. Meine erste Inszenierung war in der klassischen Off-Szene angesiedelt.Für meine Regiearbeit jetzt kommt mir zugute, dass ich eigentlich auch bei meiner dramaturgischen Arbeit einen sehr bühnenpraktischen Blick aufs Stück richte und meine Beobachtungen dem betreffenden Regisseur auch mitteile. Bei „I Do! I Do!“, wo ich in Personalunion Regisseur und mein eigener Dramaturg bin, ist es ein sehr befriedigendes Gefühl, die Bilder, die ich als Dramaturg bei der Beschäftigung mit dem Stoff im Kopf hatte, dann auch szenisch umsetzen zu können.

Theaterzeitung: Herr Lukas, Sie sind der Ausstatter des Musicals und haben mit Thomas Schmidt-Ehrenberg schon zusammengearbeitet?

Lukas: Richtig. Bei der ersten Regiearbeit von ihm war ich ebenfalls der Ausstatter. Wir brachten zusammen in Berlin im Ballhaus in der Naunynstraße – das ist in Kreuzberg – das Stück „Werther“ heraus. Das war ein Kammermusical, ähnlich wie jetzt „I Do! I Do!“ hier in Hof, minimalistisch und im intimen Raum.

Theaterzeitung: Die Geschichte von „I Do! I Do!“ begleitet ein Ehepaar über einen Zeitraum von 50 Jahren – also von ganz jung bis schon ziemlich alt. Wie gehen Sie beide mit dieser Herausforderung um?

Lukas: Man muss ja zwei Personen im Zeitraffer darstellen. Das Interessante bei mir war, dass bereits beim Lesen der Story detaillierte Bilder vor meinem inneren Auge entstanden sind. Ich sah Frisuren, Muster, Farben aus z. B. den 60er oder den 70 Jahren vor mir. Das möchte ich auch umsetzten. Anders als z. B. beim Film, ist es bei einem Theaterstück aber m. E. nicht erforderlich, alles bis ins kleinste Detail umzusetzen. Das Theaterpublikum nimmt stilisierte Andeutungen – vor allem in einer Studioatmosphäre – auch durchaus an. So werden wir den Lebensweg der beiden durch „Zitate“ skizzieren: bestimmte Reguisiten, Kleidermuster oder Farben, die z. B. in den 70er oder 80er Jahren modern waren, zeigen, in welchem Lebensabschnitt sich das Paar gerade befindet.

TSE: Wir haben das Glück, dass unsere beiden Darsteller (Stefanie Rhaue und Thilo Andersson, Anm. d. Red.) sich in ihrer Lebensmitte befinden. Sie können also sehr gut in beide Richtungen gehen, Jugend und Alter. Viele Aussagen transportiert ja auch die Musik, so dass es einer optischen Übertragung gar nicht immer bedarf. So wird das Stück in seiner Geschwindigkeit behäbiger, je älter die beiden werden. Das Tempo der Handlung verlangsamt sich sukzessive.

Theaterzeitung: Es geht aber nicht „bierernst“ zu bei den beiden? Der Unterhaltungsanspruch kommt doch auch zum Zuge?

Lukas: Es ist sogar in erster Linie Unterhaltung. Man kann durchaus sagen, dass es sich um ein Boulevardstück handelt, das allerdings die nachdenklichen, vielleicht traurigen Momente, die es im Laufe eines Lebens so gibt, keineswegs vernachlässigt.

TSE: Aber es ist natürlich kein Schenkelklopfer mit platten Gags, sondern eher darauf angelegt, mit seiner teilweise absurden Komik ein Schmunzeln zu provozieren. Mit einem gewissen Identifikationsfaktor natürlich, der sicherlich Parallelen zu Situationen im Leben der Zuschauer zieht, wo der eine oder andere sich vielleicht wiederfindet.

Theaterzeitung: Für viele Musiktheaterbesucher ist „Regie“ ja ein Reizwort. Sie empfinden die Inszenierungen als zu modern. Wie ist Ihre Haltung hierzu?

TSE: Ich will es mal diplomatisch formulieren: Wie eine Inszenierung aufgeht, ist sehr, sehr stückabhängig. „I Do!“ I Do!“ ist sehr konkret gebaut, so dass man es nicht gewaltsam transferieren sollte. Das Stück würde nicht gewinnen, wollte man es z. B. in einer Raumkapsel spielen lassen. Grundsätzlich aber bin ich kein Freund von „musealem Theater“. Das heißt für mich, wenn die 25. „Tosca“ so ist, wie man „sich das vorstellt“, ist sie irgendwann nicht mehr interessant. Dann kann man ebenso gut eine Einstudierung als Tourneeproduktion um die Welt schicken. Neue Interpretationen finde ich viel spannender, solange dabei das Stück ernst genommen wird. Auf jeden Fall müssen alle Regieeinfälle auf der Bühne organisch und schlüssig aus der Handlung heraus erwachsen.

Theaterzeitung: Herr Schmidt-Ehrenberg und Herr Lukas, vielen Dank für das Gespräch und toi, toi, toi, für Ihre Premiere!

(Das Interview führte Verena Hamann)