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Karan Casey & Band – AUSVERKAUFT! Im Museum wird eine Warteliste für zurückgegebene Karten geführt.

2. November 2008 20:00
Veranstaltungs-Nr.: 12
Ort: Bürgersaal
Luitpoldstraße 21
Helmbrechts, 95233 Deutschland

Wenn es so etwas wie Denkmalschutz für Stimmen gäbe, die von Karan Casey wäre in Irland sicherlich ganz vorne dabei. In ihr schwingt all das, was die Grüne Insel an Höhen und Tiefen, Erinnerungen und Hoffnungen zu bieten hat. Doch so etwas kommt nicht einfach von allein. Um wie eine Karan Casey zu singen, muss man zunächst mit dieser Kultur und Geschichte eins werden. Man muss sie durchdringen, reflektieren und lebendig in die Gegenwart bringen. Wie alle große Interpreten hat sie die Gabe, mit einer Intimität zu singen, die den Zuhörer überzeugt: „Oh ja, sie singt nur für mich allein und vertraut mir ein kleines Geheimnis an.“ Nach fünf Solo-Alben und vielen Aufnahmen mit Supergruppen wie Solas oder Lúnasa und Zusammenarbeit mit Legenden wie den Chieftains, Liam Clancy, Donal Lunny oder Peggy Seeger, hat Karan Casey ihren Platz in der „hall of fame“ der irischen Sängerinnen sicher. Dazu kommen zahlreiche Awards wie „best female folk“ und „album of the year“, die sie gleich mehrfach erhalten hat. Ja, Karan Casey ist eines der kulturellen Aushängeschilder der Grünen Insel. Markenzeichen ihrer Arrangements ist die Reduktion. Karan Casey legt die Lieder in ihrem Kern frei. Dazu müssen alle Hüllen samt aufgebauschter instrumentaler Arrangements fallen. Ihre Musiker gehören immer zu der Crème de la Crème der irischen Szene und müssen daher ihre instrumentalen Qualitäten nicht zur Schau stellen. Jeder einzelne Ton wird auf die Goldwaage gelegt, ob er eventuell vom Inhalt und Aussage eines Liedes ablenken könnte. Hier geht es nicht um einen Rhythmus wo jeder mit muss, der leider von vielen als für Irland so typisch erwartet und eingefordert wird; Karan Casey steht für ein anderes Irland: das der Mystik, Versenkung und kritischer Reflektion. Menschen, die vordergründige Unterhaltung und Action suchen, werden Karan Casey als untypisch irisch einstufen. Wer sich aber auf Karans Art einlassen kann, wird förmlich in die Tiefe der irischen Seele und Geschichte eingesogen. Man spürt die Glut des Magmas, das tief in Karans Liedern brodelt. Klar, eine so schlichte Haltung kann wohl nur eine Künstlerin annehmen, die der Welt nichts mehr beweisen muss. Und wie Karan arrangiert und interpretiert, so tritt sie auch auf. Bescheiden, unaufdringlich, freundlich. Doch es gibt in einem Karan Casey Konzert auch Stellen, wo die Bandleaderin ihren Musikern die Gelegenheit gibt, ein instrumentales Feuerwerk abzubrennen. Dann gibt es ein paar Jigs & Reels, Hornpipes und Slides auf die Ohren, die virtuos mit viel Swing und Spielwitz vorgetragen werden.

Das neue Album „Ships in the forest“ ist Karans Art, auf die gerade zu Ende gegangene Boomzeit des „Celtic Tiger“ zu antworten. Sie ist überzeugt, dass die irische Gesellschaft schnell und unreflektiert den Sprung aus der Kolonialzeit in die Gegenwart vollbracht hat. Zwar ist die alte Kolonialmacht nur noch in Nordirland präsent, die Kolonialisierung in den Köpfen der Menschen ist aber noch lange nicht einem neuen Selbstbewusstsein gewichen. Ihre Landsleute waren in den Zeiten des Wirtschaftsbooms mehr mit Geldverdienen und Konsum beschäftigt, als über ihr Selbstverständnis und ihre Identität nachzudenken. Die Songs auf dem neuen Album sind vorwiegend Liebeslieder im Schatten von Krieg, Unterdrückung durch die Engländer und Auswanderung. Es sind einige der bekanntesten Folksongs dabei, aber auf den ersten Blick wird sie mancher so nicht wieder erkennen. Wo sind nur die schmissigen Refrains, große Gesten und das laute Geklapper von Bierkrügen geblieben, die andere Interpreten diesen Liedern mit auf den Weg gaben? In Karans Fassung werden diese Lieder zu einer stillen Beichte über ein Land, das so nicht mehr ist wie es einmal war. „Ships in the forest“ ist ein wichtiges und zeitloses Album. Ein kleiner Ruhepol in unserem schnelllebigen Alltag, für das man sich Zeit nehmen sollte. Die Band: : Caoimhin Vallely (Piano), Kate Ellis (Cello) und Ross Martin (Gitarre).